Unser Antrag im Gemeinderat Berchtesgaden zur Distanzierung von der Ehrenbürgerwürde von Paul von Hindenburg wurde angenommen.
In der Gemeinderatssitzung vom Dienstag, 30. Januar 2024, wurde unser Antrag zur Distanzierung des Gemeinderates von der Verleihung der Ehrenbürgerwürde an Paul von Hindenburg behandelt.
Der Antrag wurde angenommen. Wir begrüßen diese Entscheidung des Berchtesgadener Gemeinderats.
In Zeiten des erstarkenden Rechtsextremismus ist es umso wichtiger sich mit der Vergangenheit von Berchtesgaden und Deutschland auseinanderzusetzen. Dazu gehört auch eine Distanzierung von der Ehrenbürgerwürde eines Kriegsverbrechers und Wegbereiters des Hitler-Faschismus. Als Ort mit vielen internationalen Feriengästen und insbesondere der historischen Verantwortung durch die Zugehörigkeit des Obersalzbergs zu Berchtesgaden ist das ein wichtiger Schritt der Aufarbeitung unserer Geschichte.
Diese Distanzierung war und ist insbesondere wichtig, da die Ehrenbürgerschaft an Paul von Hindenburg und Adolf Hitler im gleichen Beschluss vom 25.03.1933 des Marktgemeinderates Berchtesgaden und mit der gleichen Begründung „dankbarer Würdigung ihrer um die großen Verdienste um die nationale Einigung des deutschen Volkes“ erfolgte.
In derselben Sitzung wurden Teile der Hanielstraße in „Von-Hindenburg-Allee“ umbenannt. Der Gemeinderat beschloss diese Umbenennung mit der Begründung: „Der Generalfeldmarschall … hat sich durch seine Verdienste als Feldherr einen unsterblichen Namen erworben. Außerdem hat er als Reichspräsident des deutschen Volkes namentlich durch die Berufung des Führers der nationalsozialistischen deutschen Arbeiterpartei zum Reichskanzler eine nationale Einheit geschaffen…“.
Als wir im Dezember einen Reporter der britischen Zeitung „The Guardian“ bei uns hatten, zeigte sich dieser über den verbleibenden Straßennamen der „Von-Hindenburg-Allee“ sehr überrascht. Die Alliierten und Gewinner des 1. Weltkriegs forderten Paul von Hindenburgs Auslieferung als Kriegsverbrecher. Einzig und allein um den brüchigen Frieden zu bewahren, erzwangen die Siegermächte damals nicht durch einen Einmarsch die Auslieferung.
Auch für das heutige demokratische Deutschland, gerade in diesen Zeiten der grossen Herausforderungen von rechtsextremen Kräften, ist die Beibehaltung des Straßennamens „Von-Hindenburg-Allee“ ein untragbarer Zustand, zusätzlich zu den Untaten der Person v. Hindenburgs auch insb. aufgrund der Begründung des Dankes, dass er Hitler zum Kanzler gemacht habe.
Wer mehr über Paul von Hindenburg und seine Verbrechen vom 1. Weltkrieg bis zur Machtübernahme der Nazis wissen möchte, den laden wir zu unserer in Kürze stattfindenden Infoveranstaltung mit Mathias Irlinger vom Institut für Zeitgeschichte ein. Datum und Ort der Veranstaltung wird rechtzeitig bekannt gegeben.